Verschlüsselte Botschaften - Rückkehr nach D´ni

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asadhe
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Verschlüsselte Botschaften - Rückkehr nach D´ni

Beitrag von asadhe » 13.03.2004, 01:25

Als ich heute Morgen ins Büro kam, blinkte der Anrufbeantworter hektisch, darauf drängend, dass ihn endlich jemand abhören möge. Ich verspürte hierzu wenig Neigung. Die Leute, die unbedingt ihre Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen müssen und nicht innerhalb der üblichen Geschäftszeiten anrufen können, gehören in der Regel in die Rubrik der “notorische Querulanten”. Nicht unbedingt das, was ich am frühen Morgen vor dem ersten Kaffee gebrauchen konnte.

Also beschloss ich, zunächst einen Kaffee zu kochen, meinen PC zu starten und den Mief der Nacht aus den Büroräumen zu vertreiben.

Als ich auf den Weg zur Kaffeemaschine neuerlich im Sekretariat vorbei kam, nahm ich wiederum den stummen Vorwurf des rot blinkenden Anrufbeantworters wahr, der mir zweifelsohne zu verstehen gab, dass ich eine neue Nachrichten hatte.

Dinge, an denen man sowieso nichts ändern kann, sollte man besser sofort hinter sich bringen. Sie weiter vor sich herzuschieben, führt lediglich zu einem permanent vorhandenen unterschwelligen schlechten Gewissen.
Also ergab ich mich in mein Schicksal und betätigte den Knopf zum Abhören der Nachricht, allerdings, nicht ohne mir zuvor einen wunderbar duftenden Kaffee eingeschenkt zu haben.

Auf dem Anrufbeantworter war eine männliche Stimme mit unverkennbarem Südstaatenakzent zu hören. Es war wirklich schwer zu verstehen, was dieser Mensch mir zu sagen versuchte. Soweit ich es jedenfalls richtig verstand, stellte er sich als Zandi vor, ich würde ihn doch aus der Wüste her kennen, in New-Mexico, ich sei auf seinem Gelände rumgelaufen, halb verdurstet und er habe mir den Weg in die Spalte gezeigt. Er fragte nach meinem Befinden und ob ich die Reise gut überstanden hätte.

Was für eine Frage!! Gut überstanden? Ich dachte, ich sollte lediglich den Strom in dieser Spalte wieder anschalten. Stattdessen fand ich mich letztendlich auf einer Insel im Nichts wieder, zunächst ohne Möglichkeit, in die Spalte in der Wüste zurückzugelangen. Selbstredend, dass auf dieser Insel weder mein Handy funktionierte noch sonst irgend eine Kommunikationsmöglichkeit mit der Außenwelt bestand.

Nach Wochen des Herumirrens durch diese unterirdischen Welten war ich Anfang Januar endlich in der Stadt D´ni gelandet und dort auf Menschen gestoßen, andere Reisende, die, wie ich, nichts ahnend in dieses Abenteuer geschickt worden waren.
Was ich in der Stadt in Erfahrung bringen konnte, war wirklich sehr interessant. Offensichtlich hatte eine Gruppe von Archäologen vor Jahren Spuren einer vormals hochentwickelten aber mittlerweile untergegangenen Zivilisation auf dem Grund eines erloschenen Vulkans in New-Mexico, auf Zandis Grundstück gefunden. Es gab von diesem Vulkan aus einen Zugang zu dieser unterirdisch angelegten Stadt und die beteiligten Archäologen bemühten sich nach Kräften, die alten Schriften und Techniken dieser Kultur zu enträtseln. Sie hatten hierzu eine Organisation gegründet, das D´ni Ressource Center, kurz DRC. Als Archäologen waren sie natürlich in vielen Bereichen überfordert, beispielsweise, wenn es um das Verständnis einiger D´ni Technologien ging. Der DRC hatte daher auch Nichtmitglieder ihrer Organisation nach D´ni geholt. Einer dieser "Quereinsteiger" war ein gewisser Sharper, dessen Tagebuch wir in einer der D´ni-Welten gefunden hatten. Zu Sharper gäbe es einiges zu sagen, aber nicht hier und jetzt und nicht von mir.
Da mein Rückflugticket seinerzeit schon längst verfallen war, blieb ich zunächst in D´ni und versuchte, mit anderen Forschern zusammen die Geheimnisse dieser alten Kultur zu lüften. Es war wirklich fantastisch. Wir hatten unser Lager etwas außerhalb des Stadtzentrums aufgeschlagen, in einer kleinen Gemeinde, die sich schutzsuchend an die Felswände des Vulkankraters schmiegte. Unsere Aufgabe bestand hauptsächlich darin, die etwas aus den Fugen geratene Kalibrierung D´nis neu zu justieren, wobei wir den Sinn und Zweck dieser Kalibriertechnik noch nicht ganz erfaßt hatten. Wir vermuteten jedoch, dass wir das Koordinatensystem neu justieren mußten, um in weiter entfernte Welten vordringen zu können, indem wir deren exakte Koordinaten angeben konnten und gegebenenfalls auch hinter das Geheimnis der Weltenerschaffung zu kommen. Oh ja, die D´ni waren in der Lage, ganze Welten zu schaffen.

Irgend was ging schief. Ich weiß nicht, ob es mit dem Kalibrierzentrum, dem Great Zero, zusammenhing oder ob es interne Streitigkeiten im DRC waren. Auffällig war nur, dass der DRC uns keine weiteren Informationen mehr gab und wir im Grunde genommen auf uns allein gestellt waren. Einige der DRC-Mitglieder verschwanden und es wurde gemutmaßt, dass sie einen Weg in andere D´ni Welten gefunden hatten und nun auf eigene Faust und ohne Absprache mit dem DRC weiter forschten. Vielleicht hatten diese Mitglieder des DRC jedoch auch etwas herausgefunden, was den Interessen des DRC zuwider lief und man hatte sie verschwinden lassen. Letztendlich vermochte ich dies nicht zu beurteilen. Einzig blieb das Gefühl, dass diese Welt nicht sicher war und auch der DRC nicht mit offenen Karten spielte.

Anfang Februar teilte der DRC uns mit, dass die Stadt geräumt werde und wir an die Oberfläche zurück kehren müssten. Viele von uns waren geschockt und weigerten sich zunächst, dieser Aufforderung des DRC Folge zu leisten. Es bildeten sich Wiederstandsgruppen, die ganz offen gegen den DRC opponierten. Ich vermute, dass es einigen dieser Widerständler in der Tat gelungen ist, sich auch nach der offiziellen Räumung der Stadt in D´ni verborgen zu halten und ihre Forschungen im Verborgenen fortzuführen. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie der DRC mit diesen Separatisten umgeht, wenn er sie entdeckt.

Die letzte Nachricht, die wir von meinem Freund mit dem starken Südstaatenakzent erhielten, war eine Koordinate, welche wir in der Tokotah-Straße lokalisieren konnten. Über die Bedeutung dieser Nachricht wurde seitdem viel spekuliert. Noch in der selben Nacht mußten wir die Stadt räumen.

Nachdem ich über zwei Monate in dieser unterirdischen Welt verbracht hatte, folgte ich murrend der Aufforderung des DRC, die Stadt zu verlassen und kehrte zurück an die Oberfläche. Mein Wohnwagen, den ich unweit von Zandi´s Grundstück abgestellt hatte, fand sich genau an der Stelle wieder, an der ich ihn abgestellt hatte.
Ich fuhr nach Hause zurück und versuchte, das Erlebte zu vergessen. Es schmerzte zu sehr, an die Freunde und meine Aufgabe, die ich in der Höhle zurücklassen mußte, zu denken.
An Arbeiten war dennoch nicht zu denken. Ich konnte nicht weiter machen, als wäre nichts geschehen. Meine Kollegen, mein Freund, alle fragten, mich, wo ich gewesen sei. Ich konnte und wollte es ihnen nicht erklären. Zu groß war die Gefahr, dass die verborgene Welt der D´ni von irgend welchen Raubrittern entdeckt und aus Habgier zerstört werden könnte. Nicht auszudenken, wenn irgend eine fast-food-Kette ihre Werbeplakate in der Stadt aufhängt oder ein Unterhaltungskonzern einen Freizeitpark a la Disney-World in D´ni installieren würde.

Aber, ich hatte mich vorbereitet. Ein Linienflug-Ticket nach New-Mexico lag bereit und ein kleiner Reisekoffer mit den wichtigsten Utensilien und meinen bisherigen Forschungsergebnissen befand sich griffbereit im Kofferraum meines Autos. Nichts und niemand würde mich aufhalten, nach D´ni zurück zukehren.

Und nun stand ich da und lauschte Zandi´s Worten auf meinem Anrufbeantworter. Ich fragte erst gar nicht, woher Zandi meine Telefonnummer hatte und erst recht fragte ich nicht, was mir seine Nachricht eigentlich sagen sollte. Er erzählte mir von einer Pizza-Party, auf der er neulich gewesen sei. Ein paar Jungs vom DRC hätte er dort auch getroffen und er habe mir ein paar wirklich schöne Bilder per Mail zugeschickt, die ich bitte an die anderen weiter leiten solle. Ich wisse schon Bescheid.

Nein, wußte ich nicht und wen meinte er mit den “anderen”? Woher wußte Zandi, dass ich zu euch, meinen Forschfreunden, immer noch Kontakt habe? Wir glaubten doch, dass unsere konspirativen Treffen abhörsicher seien. Wie konnte er unser Verschlüsselungsprogramm knacken?

Nachdem die Stimme auf dem Anrufbeantworter verstummt war, stand ich für eine Weile wie angewurzelt, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

Egal, was Zandi gesagt hatte, er wollte mir bestimmt nicht nur ein paar nette Bilder von einer Pizza-Party schicken. Ich eilte zurück in mein Büro, startete das e-mai-Programm und fand in der Tat eine Nachricht von Zandi in meinem Posteingangskorb. Mit zittrigen Händen versuchte ich den Mauszeiger auf die Nachricht zu bewegen und öffnete sie nach einigen ungeschickten Fehlversuchen.
Der Inhalt der Mail war auf den ersten Blick nicht aufschlußreicher, als Zandis Anruf selbst. Dort stand, ich solle die Fotos genießen. Im Anhang fanden sich in der Tat einige Bilder, die Leute beim Pizza-Essen zeigten. Zunächst konnte ich wirklich nichts Interessantes entdecken und glaubte schon, dass mir hier jemand einen Streich gespielt hatte. Dann entdeckte ich auf einem der Fotos das Aquarium aus Teledahn und nun war mir klar, dass es auf den Fotos doch mehr zu entdecken gab, als ein paar Pizza essende Leute. Letztendlich, nachdem ich die Bilder wieder und wieder betrachtet hatte, fielen mir die Zahlenkombinationen auf dem Flip-Charge, dem Pizza-Stück und dem Pizza-Karton auf. Das waren eindeutig D´ni Koordinatenangaben.

25954 /58 / -81

Mir wurde ganz heiß als das Adrenalin durch meine Adern jagte. Mit zittriger Schrift notierte ich die Koordinaten und kramte die Zettel mit meinen Markernotizen hervor, die ich unter dem Mousepad auf meinem Schreibtisch aufbewahrte. Leider hatte ich mir während meiner Forschungen in D´ni nur einige Marker-Koordinaten notiert und zu allem Überfluß hatte ich mir auch nicht zu allen Markern deren Fundort notiert. Das einzige, was ich sicher sagen konnte war, dass die Koordinate einen Ort auf dem Niveau des hohlen Baumes angab. Die beiden ersten Koordinaten schienen einen Ort links vom hohlen Baum, wenn man die große Treppe hoch kommt, auf 10.00 Uhr anzugeben. Das Museum? Kein Wunder, wenn ich keinen entsprechende Marker-Koordinate in meinen Aufzeichnungen fand. Im Museum waren wir schließlich noch nicht. Nun ja, zumindest nicht offiziell.

Dass Zandi mir eine Nachricht mit Koordinaten eines D´ni-Ortes schickte, den wir offiziell noch nicht untersuchen durften, konnte nur bedeuten, dass Zandi uns aufforderte, nach D´ni zurück zukehren.

Ich mußte unbedingt die anderen Forscher aus D´ni über diese Entwicklung informieren. Wir mußten unsere Rückkehr in die Höhle vorbereiten. Jemand mußte sich um die Ausrüstung und unseren Proviant kümmern. Ich griff zum Telefon, tippte die Nummer ein und hoffte, dass jemand abheben würde...........
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